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Tageszeitung e.V.

Online Lexikon Presserecht

Ver­trau­lich­keit des Wor­tes

Wer vor­sätz­lich oder un­be­fugt die Ver­trau­lich­keit des nicht­öf­fent­lich ge­spro­che­nen Wor­tes ei­nes an­de­ren da­durch ver­letzt, dass er das nicht öf­fent­lich ge­spro­che­ne Wort auf Ton­trä­ger auf­nimmt oder ei­ne so her­ge­stell­te Auf­nah­me ge­braucht oder ei­nem Drit­ten zu­gäng­lich macht, muss nach § 201 StGB mit ei­ner Frei­heits­stra­fe bis zu drei Jah­ren oder mit Geld­stra­fe rech­nen.

Un­ter die­sen Schutz fal­len al­so nicht Aus­sa­gen, die mit Ziel­rich­tung auf die Öf­fent­lich­keit ge­macht wer­den – al­so auf ei­ner Wahl­ver­samm­lung, in ei­nem öf­fent­li­chen Vor­trag o.ä.

Ein Red­ner kann aber durch­aus so­gar Äu­ße­run­gen vor ei­ner Pres­se­kon­fe­renz als ver­trau­lich de­kla­rie­ren oder ver­lan­gen, dass er nicht wört­lich zi­tiert wird – dies müs­sen Be­richt­er­stat­ter dann re­spek­tie­ren, al­ler­dings oh­ne straf­recht­li­che Fol­gen.

Der Be­griff der Nicht­öf­fent­lich­keit ist aber weit ge­fasst: Sie ist auch ge­ge­ben, wenn je­mand in ei­nem klei­ne­ren, durch per­sön­li­che Be­zie­hun­gen ver­bun­de­nen und für Drit­te nicht oh­ne wei­te­res of­fe­nen Per­so­nen­kreis spricht. Dies gilt nicht nur für das Pri­vat­le­ben, son­dern auch für be­ruf­li­che bzw. dienst­li­che Zu­sam­men­hän­ge.

Ver­trau­lich sind kei­nes­wegs nur Te­le­fon­ge­sprä­che oder Ge­sprä­che im klei­nen Kreis, die auf­zu­zeich­nen straf­recht­lich sank­tio­niert wird. Auch die Aus­sa­gen, die Men­schen ge­gen­über Jour­na­lis­ten tä­ti­gen, sind nicht au­to­ma­tisch für die Be­richt­er­stat­tung frei, al­ler­dings auch oh­ne straf­recht­li­che Fol­gen. Ein Jour­na­list muss sich viel­mehr iden­ti­fi­zie­ren, d.h. er muss

  • sich aus­drück­lich ge­gen­über sei­nen Ge­sprächs­part­nern als sol­cher zu er­ken­nen ge­ben
  • und dar­auf hin­wei­sen, für wel­ches Me­di­um er be­rich­tet.

Erst wenn er auf die­se Wei­se sei­nem Ge­gen­über klar­ge­macht hat, dass es sich nicht um ein Pri­vat­ge­spräch han­delt, darf der Jour­na­list un­ter­stel­len, dass die ge­mach­ten Äu­ße­run­gen für ei­ne Ver­öf­fent­li­chung frei­ge­ge­ben sind.

Al­ler­dings gilt auch das nur dann, wenn sein Ge­sprächs­part­ner nicht den Wunsch äu­ßert, Zi­ta­te vor der Ver­öf­fent­li­chung au­to­ri­sie­ren zu wol­len. Die­sem Ver­lan­gen muss der Jour­na­list nach­kom­men oder auf die Zi­ta­te ver­zich­ten. Der An­spruch auf Au­to­ri­sie­rung geht al­ler­dings nicht so weit, dass der Jour­na­list sei­nem Ge­sprächs­part­ner den kom­plet­ten Text vor­le­gen muss.

Hy-phen-a-tion